Dermatologische Forschung
Die dermatologische Forschung in Deutschland liegt im Spitzenfeld der
Hochschulmedizin und belegt auch im internationalen Vergleich die
obersten Ränge. Weltweit werden immer mehr bahnbrechende Erkenntnisse
der Dermatologie aus Deutschland veröffentlicht. Die nachfolgenden
Beispiele unterstreichen die hervorragenden Leistungen der deutschen
Hautmedizin.
Funktionsstörung der Hautbarriere als Ursache der Neurodermitis
Neuesten
Erkenntnissen zufolge - an denen Wissenschaftler aus Deutschland nicht
unwesentlich beteiligt waren - liegt eine der Ursachen des weit
verbreiteten Atopischen Ekzems (Neurodermitis) in einer
Barrierefunktionsstörung der Haut. Diese Ansicht steht die Hypothese
einer immunologischen Fehlfunktion als Ursache entgegen. Beide Störungen
lassen sich jedoch auf genetische Faktoren zurückführen, die zu einer
latenten Erkrankung führen. Im Zusammenspiel mit so genannten
Triggerfaktoren wie allergene Nahrung, Klima oder Stress ergeben diese
das komplexe Krankheitsgeschehen eines Atopischen Ekzems. So begünstigt
der epidermale Barrieredefekt in Form von trockener Haut das Eindringen
von Allergenen, Irritantien und Mikroorganismen, die wiederum für
Entzündung und Juckreiz (Pruritus) verantwortlich sind. Eine neue
Strategie zur Therapie des Atopischen Ekzems ist die proaktive
Behandlung, noch bevor Ekzem und Juckreiz deutlich erkennbar sind.
Neue Behandlungsmöglichkeiten gegen Juckreiz
Juckreiz
ist ein äußerst quälendes Symptom, welches ähnlich wie Schmerz als
Warnsignal des Organismus verstanden werden muss und wesentlich häufiger
vorkommt als bisher erwartet wurde. Insbesondere bei älteren Menschen
klagt jeder zweite Patient über Juckreiz. Im Unterschied zum akuten
Juckreiz, der kurzzeitig durch den Einfluss von Fremdkörpern ausgelöst
wird, muss der chronische Juckreiz (länger als sechs Wochen) als ein
Symptom von Erkrankungen der inneren oder äußeren Organe verstanden
werden. Aktuelle Erkenntnisse in Bezug auf die dem chronischen Juckreiz
zugrunde liegenden Pathomechanismen haben zu völlig neuen
Behandlungsmöglichkeiten geführt. Hierbei stehen Salben und Cremes
ebenso im Mittelpunkt, wie verschiedene Medikamente aus der Neurologie,
aber auch völlig neue Wirkstoffe. Ein Wirkstoff, auf den zahlreiche
Patienten bisher sehr gut ansprechen, ist Aprepitant, das auf Grund
seiner antiemetischen Wirkung bekannt ist.
Neue Strategien bei Autoimmunkrankheiten
Auch
im Bereich der Autoimmunerkrankungen hat die deutsche Hautmedizin in
den letzten Jahren zahlreiche neue Kenntnisse hinzugewonnen und dafür
ein neues Verständnis entwickelt. Dies betrifft u. a. die
blasenbildenden Autoimmunerkrankungen wie z. B. Pemphigus vulgaris.
Hierbei konnte gezeigt werden, dass für die Entstehung von Antikörpern,
die gegen die für den Zusammenhalt der Epidermalzellen essentiellen
Moleküle wirken, eine enge Kooperation von verschiedenen Komponenten des
Immunsystems wie T- und B-Zellen wichtig ist. Daraus resultieren
wiederum neue therapeutische Ansätze mit Immunmodulatoren und neuartigen
Biologika. Ein Beispiel hierfür ist der Einsatz der so genannten
Kortikosteroide.
Eine weitere Neuerung in der Therapie von
Autoimmunerkrankungen ist der Stoff Alitretinoin. Dieser Immunmodulator
wirkt gleichzeitig sowohl epidermal regulierend als auch
entzündungshemmend und trocknet die Haut kaum aus. Alitretinoin wird nun
auch zur Therapie des chronischen Hautekzems eingesetzt.
Studie belegt 75-prozentige Reduktion des chronischen Handekzems durch Alitretinoin
Chronische
Handekzeme haben die verschiedensten Ursachen und Risikofaktoren. Die
Hälfte aller Patienten leidet berufsbedingt an dieser Krankheit. Die
Behandlung gestaltet sich jedoch besonders schwierig, da das Handekzem
häufig therapieresistent ist. Für den Patienten hat dies oftmals einen
deutlichen Verlust an Lebensqualität zur Folge. Mit der Entwicklung von
Alitretinoin, einem neuartigen Retinoid, welches sowohl
entzündungshemmend wirkt als auch die Differenzierung von
Epidermalzellen beeinflusst, ist bei der Behandlung dieses
Krankheitsbildes ein Durchbruch gelungen. Erstmals hat eine im Jahre
2008 durchgeführte Studie die besonders gute Wirksamkeit von
Alitretinoin bei Patienten mit chronischem Handekzem bewiesen. So
verbesserten sich die Symptome der Erkrankung nach vier Wochen unter 30
mg Alitretinoin bereits um 33 Prozent. Bei Studienende konnte eine
Symptomreduktion von insgesamt 75 Prozent nachgewiesen werden.
Alitretinoin besitzt eine hohe klinische Wirksamkeit bei allen Formen
des chronischen Handekzems und behält auch eine anhaltende Wirksamkeit
im Langzeitmanagement. Auch hier sind die Erkenntnisse der deutschen
Hautmedizin im internationalen Vergleich federführend.
Quelle: Deutsche Dermatologische Gesellschaft
Ästhetische Dermatologie Nr. 2/2009 vom 27.06.09, Seite 22 - 23