Die Hautbarriere

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Die Einführung der Calcineurininhibitoren Protopic® und Elidel® im Jahre 2004/2005 führte damals zu hitzigen Diskussionen und verbalen Glaubenskriegen. Heute sind diese Präparate in der Neurodermitis-Therapie immer eine Option, gerade auch bei Kleinkindern. Viele damalige Diskussionsbeiträge können die Mitglieder des DNB im passwortgeschützten Bereich unserer Website noch einmal nachlesen. Die aktuellen Ausführungen führender deutscher Dermatologen während eines Kongresses in München i. d. J. veröffentlichen wir hier in Kurzform als weitere Entscheidungshilfe.

Die Dysfunktion der epidermalen Barriere steht neben immunologischen Prozessen im Zentrum der Pathophysiologie beim atopischen Ekzem. Patienten profitieren daher besonders von Therapieoptionen wie dem topischen Calcineurin-Inhibitor Tacrolimus (Protopic®-Salbe), der antientzündlich wirkt und gleichzeitig die Barrierefunktion der Haut bessert.1 Aktuelle Daten, die im Rahmen der 24. Fortbildungswoche für Dermatologie und Venerologie in München präsentiert wurden, stärken darüber hinaus die Evidenz für eine Basistherapie nicht-läsionaler atopischer Haut mit Alfason® Repair.2

Die gestörte epidermale Barriere gehört Professor Dr. Regina Fölster-Holst, Kiel, zufolge zu den zentralen Ursachen des atopischen Ekzems. Der Defekt erleichtert die Penetration von Schadstoffen und Allergenen, was über synergistische immunologische Mechanismen eine atopische Entzündung der Haut auslösen kann. „Um die Hautbarriere atopischer Haut zu stabilisieren und Ekzemschübe möglichst zu vermeiden, wird seit langem der regelmäßige Einsatz von Emollienzien empfohlen. Trotzdem gab es bisher nur wenige valide Daten zum Einfluss dieser Basistherapie auf die Hautbarriere“, so Fölster-Holst.

Basistherapie mit verbesserter Barrierequalität

Eine aktuelle Studie untersuchte deshalb den Effekt eines wirkstofffreien Emolliens mit Cholesterol, essenziellen Fettsäuren und Ceramiden auf die Barrierefunktion der nicht-läsionalen Haut. Zehn Patienten mit atopischem Ekzem wendeten dazu 14 Tage lang zweimal täglich Alfason® Repair auf einem Unterarm an. Im Vergleich mit  unbehandelter Haut (Rechts-Links-Vergleich) profitierten die Teilnehmer mit einer deutlichen Verbesserung von SCORAD (SCORing Atopic Dermatitis) und Hauthydratation. Außerdem wurde eine semiquantitative Auswertung elektronenmikroskopischer Bilder der interzellulären Lipidlamellen vorgenommen. Dabei wurde deutlich, dass die Basistherapie mit Alfason® Repair zu einer Zunahme der Lipidlamellen sowie einem höheren Organisationsgrad dieser Strukturen führt.2 Fölster-Holst erklärte: „Die Schichtung der Lipidlamellen im Interzellularraum kann als Maß für die Funktionsfähigkeit der Hautbarriere herangezogen werden. Diese neuen Daten bestätigen, dass die Patienten tatsächlich von der Basistherapie mit einem geeigneten Produkt profitieren.“

Hautbarriere: Überlegenheit von Protopic® bei der Schubtherapie

Kommt es im Verlauf der Erkrankung zu einem akuten Ekzemschub, stehen topische antientzündliche Therapieoptionen - Kortikoide und Calcineurin-Inhibitoren - im Vordergrund. Topische Calcineurin-Inhibitoren (TCI) weisen dabei im Gegensatz zu Kortikosteroiden auch bei längerer Anwendung kein Atrophierisiko (Atrophie = Hautverdünnung Anm. d. Red.) auf.3 Die Therapie mit dem TCI Tacrolimus (Protopic®-Salbe 0,1 %) hat dabei neben der antientzündlichen Wirkung auch einen positiven Einfluss auf die Reorganisation der epidermalen Barrierelipide.

Dies bestätigen Daten einer Studie, die ebenfalls auf der semiquantitativen Auswertung interzellulärer Lipidlamellen basiert. In dieser Untersuchung behandelten Patienten mit atopischem Ekzem im Sinne einer reaktiven Therapie akute Läsionen am Unterarm zehn Tage zweimal täglich entweder mit Protopic®-Salbe oder Mometasonfuroat-Fettcreme. Es bestätigte sich zunächst die effektive antientzündliche Wirksamkeit der Topika. Darüber hinaus konnte gezeigt werden, dass die Reorganisation der Hautbarriere mit dem topischen Tacrolimus deutlich besser bewerkstelligt wird: Unter dem Kortikosteroid verdoppelte sich die Länge der Lipidlamellen im Interzellularraum innerhalb von zehn Tagen, unter Protopic®-Salbe vervierfachte sie sich hingegen.1 „Die 0,1%-ige Tacrolimus-Salbe führt zu einer deutlich stärker ausgeprägten Steigerung der Lipide der Hautbarriere, als dies unter dem topischen Kortikosteroid Mometason der Fall ist“, kommentierte Fölster-Holst.

Proaktive Therapie verhindert akute Ekzemschübe

Neben der Barrierestörung weist die Haut von Menschen mit einem atopischen Ekzem auch außerhalb des akuten Schubes eine anhaltende subklinische Entzündung auf – die Grundlage für die nächste Exazerbation. Deshalb ist heute statt einer rein reaktiven Behandlung akuter Ekzeme der proaktive Behandlungsansatz in den Vordergrund gerückt. Dabei wird Protopic®-Salbe über einen längeren Zeitraum zweimal wöchentlich auf zuvor befallene Hautareale aufgetragen. Für die proaktive Therapie ist in Deutschland nur Protopic®-Salbe zugelassen.

In einer von Professor Dr. Andreas Wollenberg, München, vorgestellten klinischen Studie profitierten die Patienten von der proaktiven Therapie mit Protopic®-Salbe mit einer signifikant geringeren Zahl an akuten Ekzemschüben im Vergleich zu Patienten, die nur eine reaktive Therapie erhalten hatten (topisches Tacrolimus nur beim Ekzemschub). So war unter der proaktiven Therapie die Zeit bis zum Auftreten des ersten Schubes fast zehnmal so lange als unter reaktiver Therapie (15 vs. 142 Tage).4 Eine analoge Studie mit Kindern kam zu vergleichbar guten Ergebnissen.5 Die Therapie war in beiden Studien gut verträglich. Wollenberg betonte: „Erfreulicherweise unterschied sich die in den Studien unter proaktiver Therapie verbrauchte Salbenmenge pro Jahr nicht von der unter reaktiver Behandlung.“4

Gut dokumentierte Sicherheit

Abschließend unterstrich Wollenberg das gute Sicherheitsprofil von topischem Tacrolimus. So gibt es auch in der Langzeittherapie bisher keinerlei Hinweise, die für ein erhöhtes Risiko maligner (hautkrebsartiger Anm d, Red.) Erkrankungen unter der Therapie mit topischen Calcineurin-Inhibitoren sprechen. Dies gilt sowohl für die retrospektive Auswertung großer Datenbanken als auch für prospektive Studien.6-10

Quelle: Frühstücksseminar „Update zur modernen Therapie des atopischen Ekzems“, München, 23. Juli 2014, anlässlich der 24. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie; Veranstalter: Astellas Pharma GmbH, München


Literatur:
1)    Dähnhardt-Pfeiffer S et al., JDDG 2013;11(5):437-43
2)    Fölster-Holst R et al., Poster präsentiert bei der Spring EADV 2014 in Belgrad, Serbien,
3)    Proksch E et al. JDDG 2009;7:899-911
4)    Wollenberg A et al., Allergy 2008;63:742-50
5)    Thaçi D et al., Brit J Dermatol 2008;159:1348-56
6)    Arellano FM et al., J Invest Dermatol 2007;127:808-16
7)    Arrelano FM et al., J Allerg Clin Immunol 2009;123:1111-6
8)    Margolis DJ et al., Dermatology 2007;214:289-95
9)    http://clinicaltrials.gov/ct2/show/NCT00475605?term=APPLES&rank=2
10)  Ohtsuki M et al., Poster präsentiert beim 22. World Congress of Dermatology 2014, Seoul, Korea


Über Protopic®
Protopic® 0,1 % Salbe enthält 0,1 % Tacrolimus-Monohydrat und ist zugelassen zur Behandlung des mittelschweren bis schweren atopischen Ekzems bei Erwachsenen (ab 16 Jahren), die auf herkömmliche Therapien wie z. B. topische Kortikosteroide nicht ausreichend ansprechen oder diese nicht vertragen. Protopic® 0,03 % Salbe (0,03 % Tacrolimus-Monohydrat) ist zusätzlich zugelassen zur Behandlung des mittelschweren bis schweren atopischen Ekzems bei Kindern ab zwei Jahren, die nicht ausreichend auf eine herkömmliche Therapie wie z. B. topische Kortikosteroide angesprochen haben. Tacrolimus ist ein hochselektiver topischer Calcineurin-inhibitor (TCI), der an ein spezifisches Zellplasma-Immunophilin (FKBP12) bindet und dadurch in den T-Zellen calciumabhängige Wege der Signaltransduktion hemmt. Dies verhindert die Transkription und Synthese von Interleukinen (insbesondere IL-2) sowie anderen Zytokinen und unterbricht so die Entzündungskaskade. Protopic® wurde in der Europäischen Union erstmals im Februar 2002 zugelassen, die Zulassungserweiterung für die proaktive Therapie (Erhaltungstherapie) erfolgte zum 1. Mai 2009.

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