Schaltzentrale Immunsystem
Unser Immunsystem verfolgt unterschiedliche Strategien, mit denen es
Eindringlinge erkennt und andere Zellen über die Gefahr informiert. Alle
diese Wege führen über einen gemeinsamen Knotenpunkt in den
Immunzellen: das Protein TAP. Dieses Protein wird von vielen Viren
ausgeschaltet, um die Abwehrreaktionen des Immunsystems zu unterwandern.
Wissenschaftler des Biozentrums am Institut für Biochemie der Goethe
Universität in Frankfurt am Main und des TWINCORE haben nun eine Methode
entwickelt, mit der sie die Aktivität von TAP in einzelnen Immunzellen
untersuchen können – und haben damit ein neues, zuverlässiges Werkzeug
geschaffen, um die TAP- Aktivität zu bestimmen.
Die Abkürzung TAP
steht für „transporter associated with antigen processing“ und die
Aufgabe dieses Proteins ist es, kurze Bruchstücke des Angreifers
innerhalb der Immunzellen so zu verarbeiten, dass sie auf der Oberfläche
der Immunzellen präsentiert werden. „TAP ist der entscheidende Schritt
zur Präsentation von Informationen über den Erreger einer infizierten
Zelle und der Verarbeitung dieser Information durch das Immunsystem“,
sagt Hanna Fischbach, Wissenschaftlerin am Biozentrum Frankfurt. Dieser
Schritt beeinflusst die Reaktionen unseres Immunsystems auf vielfältige
Weise. Marius Döring vom TWINCORE erklärt: „Die Präsentation von
Fremdmolekülen auf der Oberfläche dendritischer Zellen des Immunsystems
führt zur Aktivierung spezifischer Immunzellen. So werden z. B. Zellen
aktiviert, die ein immunologisches Gedächtnis bilden und bei einem
erneuten Kontakt mit dem Erreger sofort einen Angriff starten.“ Diese
zentrale Funktion des TAP-Proteins macht es als Angriffspunkt für
Eindringlinge so beliebt.
Die Funktion von TAP genauer zu
untersuchen, war bislang allerdings sehr aufwendig und für echte
Immunzellen praktisch unmöglich. Mit der neuen Methode, die Hanna
Fischbach, Marius Döring und Daphne Nikles in enger Kooperation
entwickelt haben, gelingt den Wissenschaftlern nun sozusagen der Sprung
von der TAP-Theorie in die Test-Praxis. „Wir können nun mit direkt aus
dem Menschen isolierten Zellen arbeiten und durch
Fluoreszenzfarbmarkierungen sogar mehrere unterschiedliche Zelltypen
gleichzeitig untersuchen“, erklärt Hanna Fischbach. „Durch die
Markierung eines speziell für die Verarbeitung durch TAP ausgewählten
Proteinbruchstücks, das nur bei intaktem TAP sichtbar ist, können wir
die Aktivität dieser Schaltstelle in den Zellsubtypen gleichzeitig
messen.“ Stammen die Zellproben von infizierten Patienten, könnte die
Leuchtkraft der Zellen den Forschern verraten, in welcher Sorte
Immunzellen der Erreger gezielt das TAP-Protein abschaltet. „Diese
Methode ermöglicht die schnelle und zuverlässige Bestimmung der
Inhibition von TAP durch Pathogene und ist ein neuer Weg, um mögliche
Ansatzpunkte zu identifizieren, das Störmanöver der Erreger gezielt zu
unterbinden“, blickt Marius Döring in die Zukunft.
Weitere Informationen:
TWINCORE - Zentrum für Experimentelle und Klinische Infektionsforschung
Dr. Jo Schilling Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
http://www.twincore.de
Quelle: idw 09.02.2015