Unterschiede und Gemeinsamkeiten
Der DNB interviewt für das Mitgliedermagazin hautfreund Fachärzte
über deren Therapieansätze, ihr Verständnis und die
Behandlungsschwerpunkte bei chronischen Hauterkrankungen.
In dieser
Interviewreihe wird auch Wert darauf gelegt, dass Fachbegriffe für
Betroffene erläutert werden, um auf diese Weise für „Dermatoedukation“
zu sorgen. User der hautsache werden durch die Lektüre aus
dermatologischer Sicht weitergebildet.
DNB:
Hallo Frau Dr. Hadshiew, Sie sind als niedergelassene Fachärztin für
Dermatologie, Allergologie und Lasermedizin für DERMA Köln tätig.
Innerhalb dieses Interviews möchte ich gerne mit Ihnen über die
Unterschiede und Gemeinsamkeiten der chronischen Hauterkrankungen
Neurodermitis, Rosazea und Vitiligo sprechen.
Vom Erscheinungsbild,
der Phänomenologie, her lassen sich ja Rosazea und Neurodermitis
aufgrund der Rötung der Haut gut von der depigmentierten Haut eines
Vitiligo-Betroffenen unterscheiden. Welche physiologischen Prozesse
führen bei diesen Hauterkrankungen zu dieser unterschiedlichen Färbung
bzw. Depigmentierung der betroffenen Hautareale?
Um es mit den Worten eines betroffenen Kindes zu umschreiben: „Warum ist meine Haut so rot und so anders?“
Hadshiew:
Rosazea, Neurodermitis und Vitiligo sind zwar unterschiedliche
Erkrankungen; ihnen allen liegen aber entzündliche Prozesse zugrunde,
die an der Haut zu einer Rötung führen können.
Bei der Rosazea treten
diese Rötungen im zentralen Bereich des Gesichts auf, also
typischerweise auf Wangen und Nase. Die entstehende Rötung beruht sowohl
auf einer Neubildung und Erweiterung von Gefäßen in diesen Bereichen.
Diese Gefäße sind zudem empfindlicher und reagieren leichter auf
unspezifische Reize, wie Wärme, Alkohol oder körperliche Anstrengung mit
einer Gefäßerweiterung und somit Rötung. Dies bezeichnet man auch als
‚flush‘.
Bei der Neurodermitis kommt die Rötung durch
Entzündungsstoffe zustande, die in die Haut ausgeschüttet werden.
Zusätzlich entsteht hierbei durch den höheren Umsatz von Hautzellen in
der Haut die typische Schuppung.
Bei Vitiligo kommt es, wenn
überhaupt, nur kurzzeitig zu Beginn der Erkrankung zu einer Rötung.
Diese beruht auf autoimmunen Entzündungsprozessen, die dazu führen, dass
die Pigmentzellen der Haut gestört werden und ihre Pigmentbildung
einstellen. Auch nach UV-Exposition kann es zu flächigen Rötungen in den
Vitiligo Arealen kommen.
DNB: Als Elternteil
eines hauterkrankten Kindes könnte man sich fragen: „Warum erkrankt mein
Kind nun gerade an Neurodermitis oder Vitiligo?“ Und warum erkranken
Kinder nicht an Rosazea bzw. warum manifestiert sich die Rosazea erst in
späteren Lebensjahren?
Hadshiew: Auf die Frage
warum jemand eine Erkrankung bekommt, gibt es nie eine gute Antwort. Man
könnte sagen Schicksal. Sicher weiß man, dass eine genetische
Prädisposition die wichtigste Rolle in der Entstehung dieser
Erkrankungen spielt. Während Neurodermitis und Vitiligo häufig schon im
Kindesalter auftreten ist die Rosazea eher eine Erkrankung im
fortgeschrittenen Alter. Auch bei der Rosazea spielen genetische
Faktoren eine Rolle, aber wahrscheinlich tragen auch sog. epi-genetische
Faktoren, also Faktoren der Umwelt, zur Manifestation der Erkrankung
bei.
DNB: Als Elternteil könnte man sich
weiter fragen: „Warum erkrankt mein Kind schon zeitnah nach der Geburt
an Neurodermitis?“ Und warum zeigt sich die Vitiligo in der Regel erst
bei Kindern im Kita-Alter?
Hadshiew: Die
Neurodermitis kann in jedem Lebensalter auftreten. Symptome zeigen sich
etwa ab dem dritten Lebensmonat, aber es gibt auch Patienten, wo die
Hautveränderungen erst im Alter manifest werden, als sog. Atopisches
Ekzem „late-onset“.
Auch bei der Vitiligo gibt es schon im frühen
Kindesalter, also vor dem Kita-Alter, Patienten bei denen sich erste
Zeichen der Erkrankung zeigen, während bei manchen Patienten die
Vitiligo erst im Erwachsenenalter auftritt.
DNB:
Bei chronischen Hauterkrankungen spielen meist verschiedenste Ursachen
zusammen, die die Erkrankung bewirken. Worin unterscheiden sich
Neurodermitis, Rosazea und Vitiligo in der Entstehungsgeschichte, d.h.
in der Ätiologie?
Hadshiew: Auf diese Frage
kann man in so einem kurzen Interview nicht detailliert eingehen. Das
würde den Rahmen sprengen! Vielleicht ist es einfacher zu sagen, was
diese Erkrankung gemeinsam haben: Bei allen drei Erkrankungen besteht
eine genetische Prädisposition.
Bei Neurodermitis und Vitiligo ist
man sich heutzutage einig, dass sie zu den Autoimmun-Dermatosen
(Autoimmun-Hautkrankheiten) zählen. Das sind Krankheiten, bei denen im
weitesten Sinne eine Fehlfunktion des Immunsystems eine wichtige Rolle
spielt. Dies ist kein Mangel an etwas, sondern eine Überfunktion
bestimmter Immunzellen, die zu einer verstärkten Entzündungsreaktion und
bei Neurodermitis auch zu überschießenden allergischen Reaktionen
führen. Bei Vitiligo kommt die Störung der Pigmentierung hinzu. Hier
weiß man heute, dass der oxidative Status der Haut eine wichtige Rolle
spielt. Sind bestimmte Enzyme in der Haut (z.B. Katalasen) nicht in der
Lage freie Sauerstoffradikale abzufangen, kommt es zur Störung der
Melaninbildung (Melanin = Pigment f.d. Hautfärbung).
Bei Rosazea
spielen neben der genetischen Komponente ebenfalls eine Vielzahl von
Faktoren eine Rolle: so wird angenommen, dass die Gefäße eine besondere
Empfindlichkeit besitzen, zum Beispiel für UV-Strahlung. Durch
Sonnen-Exposition kommt es zu vermehrter Gefäßbildung in der Haut
(Neoangiogenese) und Gefäßerweiterung (Teleangiektasien). Zusätzlich
spielt möglicherweise die Besiedlung der Haarfollikel mit Haarbalgmilben
(Demodex folliculorum) eine weitere ätiopathogenetische
(krankheitsauslösende) Rolle.
DNB: Vom
Erscheinungsbild zeigt sich bei Betroffenen von Neurodermitis und
Rosazea eine Rötung. Wie genau unterscheidet der Facharzt diese
Erkrankungsbilder in der Diagnostik? Man könnte doch als Laie sagen:
„Rötung ist Rötung, muss also beides eine Form von Neurodermitis sein.“
Hadshiew:
Diese beiden Erkrankungen sind für den Hautarzt leicht voneinander zu
unterscheiden. Bei Neurodermitis verändert sich durch die chronische
Ekzem-Erkrankung immer auch die Struktur der Haut, zusätzlich zur
Rötung. Zudem tritt die Rötung eher flächig in der Haut auf.
Bei der
Rosazea sieht man viele kleine Gefäße an typischen Stellen, bedingt
durch Gefäßneubildung und Gefäßerweiterung in der Haut. Diese sind
häufig von kleinen Pickeln (Pusteln) begleitet. Schuppung, wie bei der
Neurodermitis, tritt bei Rosazea nicht auf.
DNB:
Gerade bei Neurodermitis-Betroffenen spielen Allergien im
Krankheitsverlauf eine Rolle. Wie kommt es dazu? Und in wieweit spielen
Allergien auch bei Vitiligo bzw. Rosazea eine Rolle?
Hadshiew:
Bei Neurodermitis spielen eine Vielzahl von Allergien in der Tat eine
wichtige Rolle. Während im Kleinkindalter zum Beispiel eine Milch- oder
Ei-Allergie eine führende Rolle spielt, kommen später im Leben häufig
Pollenallergien (z.B. auf früh-blühende Baumpollen, wie Birke, Erle
& Hasel, aber auch Gräser-Pollen oder Hausstaubmilben hinzu. Auch
Kreuzallergien auf Nahrungsmittel spielen oft zusätzlich eine wichtige
Rolle.
Bei Vitiligo und Rosazea spielen Allergien keine Rolle.
Einschränkend könnte man vielleicht hinzufügen: bei Rosazea wird eine
verstärkte Reaktion, aber keine Allergie, auf Antigene von
Haarbalgmilben als ein möglicher Faktor in der Krankheitsentstehung
diskutiert.
DNB: Neurodermitis-Betroffene weisen
oftmals auch eine erhöhte Infektanfälligkeit auf. Wie kommt es dazu?
Und in wieweit spielt eine Infektanfälligkeit auch bei Rosazea bzw.
Vitiligo eine Rolle?
Hadshiew: Die bereits
angedeutete veränderte Immunitätslage bei Neurodermitis entspricht
einem zellulären Immundefekt und bedingt tatsächlich eine erhöhte
Infektneigung der Haut. Häufig kommt es zu einer Superinfektion mit
Staphylokokken (Impetigo contagiosa) oder auch Herpes simplex Viren
(Eczema herpeticatum), und ebenfalls gehäuft treten Infektionen mit
humanen Papillomviren (Verrucae vulgares, Warzen) auf.
Auch Stress,
der als wichtiger Auslöser des atopischen Ekzems angesehen wird (daher
auch die Namensgebung Neurodermitis), beeinflusst über die Ausschüttung
von Neuropeptiden (Botenstoffen) unser Immunsystem. So kommt es zur
Ausschüttung von Entzündungsbotenstoffen aus Leukozyten (weißen
Blutkörperchen) und Mastzellen, die eine proinflammatorische
(entzündungsfördernde), aber auch entzündungshemmende (suppressive)
Wirkungen entfalten können. Auch die erhöhte Freisetzung von Histamin,
Leukotrienen und anderen Entzündungsmediatoren gilt als wichtiger Faktor
bei der Auslösung von Entzündungsreaktionen bei Neurodermitis.
Bei
Rosazea ist keine erhöhte Infektanfälligkeit bekannt; die in der Haut
verstärkt ausgeschütteten Entzündungsbotenstoffe, insbesondere
Cathelicidin, verstärken jedoch Entzündungsreaktionen und sind
wahrscheinlich für das Entstehen von Schüben bei der Rosazea, mit
Pustelbildung, Rötung und Entzündung, verantwortlich.
Bei Vitiligo
beruht die Depigmentierung auf einem Verlust der Melanozyten
(pigmentbildenden Zellen) in der Epidermis. Ursächlich hierfür sind u.a.
Störungen der Immunfunktion; so werden z.B. Infiltrate von
T-Lymphozyten in periläsionaler Haut (also gesunde Haut, die die
Vitiligoherde umgibt) bei aktiver Vitiligo gefunden, ebenso wie
zytotoxische T-Zellen, die gegen Melanozyten gerichtet sind. Daher ist
die Fehlregulation der T-Lymphozyten ein wichtiger pathogenetischer (für
die Krankheitsentstehung wichtiger) Faktor bei der Vitiligo.
Weitere
Störungen liegen in Veränderungen von Zellorganellen, wie z.B. den
Mitochondrien (den ‚Kraftwerken‘ der Zelle) oder Melanosomen (kleinen
‚Tröpfchen‘ (membran-umhüllten Zellorganellen) im Melanozyten, die
Pigment enthalten), die möglicherweise dazu führen, dass diese Zellen
besonders empfindlich sind für Stress.
Häufig geben Patienten Stress
als auslösenden Faktor Ihrer Vitiligo an; hierzu gehören, mechanische
Verletzungen, UV-Exposition, Bleichmittel, wie Phenole, aber auch
emotionaler Stress. All dies kann in der Haut oxidativen Stress
auslösen. Hierauf zielt auch die Therapie mit Pseudokatalase ab, einem
antioxidativen Enzym. Die Interleukine IL-6 und IL-8 (Botenstoffe des
Immunsystems) werden von Melanozyten unter Stress vermehrt exprimiert
(ausgeschüttet), was zu einer Entzündungsreaktion führt, und T-Zellen
anlockt. Somit scheint Vitiligo in der Tat eine Stress-induzierte T-Zell
vermittelte Autoimmunerkrankung zu sein. Eine erhöhte Infektneigung per
se ist nicht bekannt; es können jedoch vermehrt andere
Autoimmunerkrankungen (wie z.B. Schilddrüsenerkrankungen/ Hashimoto
Thyreoditis), u.a., auftreten.
DNB: Wenn Kinder
an chronischen Hauterkrankungen leiden, machen sich die Eltern immer
wieder große Sorgen, mit welchen Folgeerkrankungen man aufgrund der
Hauterkrankung rechnen muss. Welche Folgeerkrankungen können bei
Rosazea, Neurodermitis bzw. Vitiligo auftreten? Und gibt es
Präventionsmöglichkeiten? Falls ja, welche?
Hadshiew:
Wie gesagt, können bei Neurodermitis typischerweise sogenannte
Superinfektionen, also Entzündungen der Haut auftreten, die durch die
Barrierestörung bedingt sind (typischerweise durch Bakterien, wie
Staphylokokken oder Streptokokken; diese verursachen dann gelbliche
Krusten (Impetigo contagiosa)). Auch kommen Infektionen mit Herpes
simplex Viren häufiger auf ekzematisch-veränderter Haut vor (Eczema
herpeticatum). Ebenfalls gehäuft treten Infektionen mit Warzenviren auf.
Der beste Schutz ist eine konsequente Hautpflege und sofortige Therapie
bei Auftreten einer Infektion, um eine Ausbreitung zu verhindern.
Bei
Rosazea kann sich die Erkrankung nicht nur in der Gesichtsmitte
manifestieren, sondern auch auf die Stirn/ den Kopf oder das Kinn
ausbreiten. Oft sind die persistierenden Rötungen kosmetisch sehr
störend. Hier sollte prophylaktisch vor allem ein konsequenter UV-Schutz
(mit SPF 50) erfolgen. Therapeutisch gibt es die Möglichkeit, die
Gefäße durch eine Lasertherapie wieder zum Verschwinden zu bringen oder
alternativ Cremes anzuwenden, die das Gesicht temporär aufhellen (durch
Vasokonstriktion, also Zusammenziehen der Gefäße).
Selten tritt im
Spätstadium einer Rosazea auch eine Gewebsvermehrung der Talgdrüsen
hinzu, die dann z.B. eine Knollennase (Rhinophym) verursachen kann. Auch
diese kann mittels einer Lasertherapie behandelt werden.
Bei
Vitiligo sind, wie gesagt, andere Autoimmunerkrankungen nicht selten, so
dass hier regelmäßige Kontrollen erfolgen sollten, um ein unentdecktes
Entstehen, z.B. einer Schilddrüsen Fehlfunktion, zu vermeiden. Eine
echte Prophylaxe gibt es nicht; Stressreduktion und eine
Antioxidantien-reiche Ernährung sind sicher sinnvoll.
DNB: Worin unterscheidet sich die tägliche Pflege von erkrankter Haut eines Neurodermitis-, Rosazea- und Vitiligo-Betroffenen?
Hadshiew:
Da die Ursache der Neurodermitis eine Barrierestörung der Haut ist, ist
eine konsequente Pflege, mit z.B. Nachkerzensamenöl- und Urea-haltigen
Cremes sehr wichtig. Zudem sollte man seifenfreie Syndets, oder
Waschzusätze mit Urea und/oder Öl zur Reinigung der Haut verwenden.
Bei
Rosazea ist auf eine milde Reinigung zu achten; alkoholische
Reinigungslösungen sollten unbedingt gemieden werden, da sie die Rötung
verstärken können. Auch zu fettige Cremes oder Make-up sollten gemieden
werden, da sie einen Hitzestau der Haut verursachen können und so
ebenfalls die Rötung verschlechtern. Gut geeignet sind wässrige Cremes,
Lotionen oder Gele, ggf. mit einem grünen Farbpigment (sogenannte
Anti-Rötungen Cremes) da Grün, als Komplementärfarbe von Rot, bereits
optisch die Rötung verbessert.
Bei Vitiligo ist ein konsequenter UV Schutz wichtig, ansonsten normale, dem Hauttyp angepasste, Hautpflege.
DNB: Worin unterscheiden sich die Behandlungen bei Neurodermitis, Rosazea und Vitiligo? Und in wieweit gibt es Gemeinsamkeiten?
Hadshiew:
Vielleicht beginne ich mal mit den Gemeinsamkeiten: Bei allen drei
Erkrankungen besteht eine genetische Prädisposition. Auch kommt es bei
allen zu einer Fehlregulation von Entzündungsreaktionen und Stress kann
einen Krankheitsschub triggern (auslösen). Also gilt es in jedem Fall
Stress im Allgemeinen insbesondere aber auch bekannte
krankheits-spezifische Stressfaktoren (Z.B. Entfettung der Haut durch
häufiges Baden bei Neurodermitis; heiße und scharfe Speisen bei Rosazea
oder mechanische Reizungen oder auch Sonnenbrände bzw. Verletzungen bei
Vitiligo) zu meiden.
Für die Neurodermitis die
Aufrechterhaltung der Hautbarriere extrem wichtig; daher gilt:
Konsequente Pflege mit fetthaltigen Externa (Salben,
Wasser/Öl-Emulsionen), speziellen Fettsäuren (z.B. aus
Nachtkerzensamenöl), Harnstoff (Urea zur Bindung von Feuchtigkeit in der
Haut), eine milde Reinigung: z.B. seifenfreie Syndets, Duschöle und
möglichst kurzes Duschen mit warmem (nicht heißem) Wasser und möglichst
keine Vollbäder (bzw. nur Ölbäder) als Grundvoraussetzung für die
Behandlung.
Entzündungen sollten frühzeitig behandelt werden; hierzu
kommen je nach Körperlokalisation Cortison-Präparate unterschiedlicher
Potenz (Wirkstärke) in Frage. Auch sogenannte Cortison-Ersatzpräparate
bzw. Immunmodulatoren, wie Calcineurin-Inhibitoren (z.B. Protopic® oder
Elidel®) werden häufig eingesetzt. Ebenfalls gut wirksam ist eine
Lichttherapie (UVA oder UVB).
Sowohl Cortison-Cremes als auch
Immunmodulatoren (kurzzeitig, im Schub), und auch die UV-Therapie werden
bei Vitiligo häufig und erfolgreich eingesetzt. Zur Anwendung kommen:
UVB-311nm-Phototherapie (insbesondere für größere Flächen), der UVB
311nm Handstrahler oder der Excimerlaser (308 nm) für kleinere Areale
oder die PUVA-Therapie (systemisch oder topisch). Ebenfalls möglich sind
Kombinationen: Phototherapie plus Steroide oder Calcipotriol (Vitamin D
Analoga) oder Pseudokatalase (als Antioxidans). Weitere Optionen sind:
Klimatherapie (am Toten Meer), auch in Verbindung mit Pseudokatalase
Applikation oder in seltenen Fällen die autologe
Melanozytentransplantation.
Bei der Rosazea gilt es aggravierende
(also die Krankheit-verschlechternde) Faktoren zu meiden. Hierzu
gehören: UV-Exposition, heiße Getränke (Tee, Kaffee), stark gewürzte
Speisen, Alkohol, Stress, hormonelle Einflüsse, und plötzliche
Temperaturwechsel (z.B. Sauna).
Therapeutisch werden im frühen
Stadium der Rosazea Metronidazol-haltige Externa (als Creme oder Gel
oder Lotion) eingesetzt; In diesem Jahr wird zudem eine neue,
Ivermectin-haltige Creme in Deutschland zugelassen werden. In stärker
entzündlichen Stadien wird die topische Therapie (Cremes) mit einer
systemischen Antibiose (z.B. Doxycylin oder Minocyclin) für mehrere
Wochen kombiniert. Alternativ können Vitamin-A Säure Präparate
(Retinoide) in niedriger Dosierung eingesetzt werden. Zur Behandlung der
Gefäßerweiterungen eignen sich die Lasertherapie mit spezifischen
Gefäßlasern oder aber eine Therapie mit Brimonidin, einem
Gefäßrezeptormodulator, der eine temporäre Aufhellung der Rötung
bewirken kann (Handelsname: Mirvaso®). Während UV-Licht bei
Neurodermitis und Vitiligo therapeutisch eingesetzt wird, sollte es bei
Rosazea strikt gemieden werden, um Schübe zu verhindern.
Ich
möchte noch allen Patienten, die unter einer dieser chronischen
Erkrankungen leiden, sagen, dass die heutigen bereits existierenden
Therapien, ggf. in Kombination miteinander, in der Lage sind, in den
meisten Fällen einen guten therapeutischen Effekt zu erzielen.
Alle
genannten Krankheiten sind häufig! Sie sind nicht allein! Vernetzen sie
sich miteinander zum Informationsaustausch, z.B. über
Selbsthilfe-Organisationen (denn: Wissen ist Macht).
Und
abschließend: Alle diese Krankheiten sind Gegenstand der aktuellen
intensiven Forschung in der Medizin, weltweit; und es ist zu erwarten,
dass es in den kommenden Jahren weitere Verbesserungen in der Therapie
geben wird, die insbesondere auf dem besseren Verständnis der
zugrunde-liegenden auslösenden Faktoren basieren.
DNB:
Liebe Frau Dr. Hadshiew, wir danken Ihnen im Namen unserer User für die
Zeit, die Sie sich genommen haben, um unsere Fragen ausführlich zu
beantworten und dafür, dass Sie den Betroffenen Mut machen!
Priv.-Doz. Dr. med. habil. Ina Hadshiew wurde interviewt von Dipl.-Psych. Sonja Dargatz